Inschallah, so Gott will

Was tun, wenn in einem Parkhaus in der Stadt Zug der letzte freie Parkplatz besetzt ist – von drei Männern, die auf ihren Jacken knien und sich vor der Betonwand verneigen, hinter der Mekka liegen muss? «Hupen! Schimpfen!» rät Saïda Keller-Messahli, denn man solle sich nicht einschränken lassen durch Gläubige, die ihre Präsenz in der Öffentlichkeit markieren. Religionen sollten respektiert werden, aber sie seien Privatsache.

Saïda Keller-Messahli, die Leiterin des «Forums für einen fortschrittlichen Islam», ist eine der zehn Muslime, die wir für unser Heft besucht haben. Viele Europäer sind in den letzten Jahren misstrauisch geworden gegenüber dem Islam, denn es sind keine Buddhisten oder Christen, die im Namen ihres Glaubens Terror verbreiten. Der fundamentalistische Islam ist längst in unserer säkularen, offenen Gesellschaft angekommen. Wie gehen wir damit um? Wie reagieren darauf in der Schweiz lebende Muslime? Geht sie das alles nichts an? Oder doch?

«Natürlich», sagt die Ägypterin, die von Zürich aus mit Youtube-Filmen für die sexuelle Befreiung der arabischen Frauenwelt kämpft. «Nein», sagt die Jusstudentin, die erst vor einem Jahr beschloss, ein Kopftuch zu tragen. Bei der türkischen Familie Eren ist Religion Nebensache, religiöse Feste sind vor allem ein Grund, Freunde zu treffen. In Genf predigt der konservative Imam Hani Ramadan: «Das erste, was wir verstehen müssen, ist, dass der Islam die natürliche Religion ist.» In der gleichen Stadt hat der homosexuelle Tunesier Wissem Asyl gefunden, nachdem in seiner Heimat eine Fatwa gegen ihn ausgesprochen wurde.