"Wer wohnt da?" image
Im Monatsmagazin der Neuen Zürcher Zeitung NZZ Folio erscheint seit 2005 die Kolumne "wer wohnt da?". Damals begann ich beim Folio als Redaktorin. Im Laufe der kommenden Jahre habe ich Einblick in weit über hundert Schweizer Wohnzimmer erhalten. Die Kolumne gehört zu einer der beliebtesten Rubriken im deutschsprachigen Raum. Das Format wird von anderen Magazinen und auch dem TV oft kopiert. Das Original ist unerreicht.

Woran das liegt? Es ist keine Nabelschau. Es ist Psychologie. Ein in die Tiefe gehendes Spiel. 

Und so funktioniert es:
Nachdem ich eine Wohnung besichtigt habe, macht ein Fotograf (aktuell Daniel Winkler, Zürich / vormals Heinz Unger, Zürich) drei Bilder des Daheim. Diese Bilder erhalten kommentarlos der Designer Jörg Boner und die Psychoanalytikerin Ingrid Feigl. Die Experten studieren und kommentieren, was sie sehen. Welche Möbel wurden gewählt, warum, welche Farben herrschen vor, gibt es Details, die auf Vorlieben der Bewohner schliessen lassen, gibt es Hinweise - in Form von Büchern, Bildern oder Nippes, die auf den Beruf des Bewohners verweisen. Wie wirkt die Wohnung? Welche Stärken und Schwächen hat sie? Sind ihre Schwachstellen auch die des Bewohners?
In einem Gespräch mit dem Bewohner erfahre ich schliesslich mehr über das Daheim, seine Wünsche und Träume. Treffen die Einschätzungen der Experten zu? Oder liegen sie falsch?

2012 gab ich das Buch zur Rubrik im Benteli Verlag heraus (vergriffen).
Die Rubrik ist Teil der Dauerausstellung im Landesmuseum Zürich. Das historische Museum Basel hat ihr im Haus zum Kirschgarten - in enger Zusammenarbeit - 2014 eine eigene Ausstellung gewidmet.
Sie erhielt den deutschen COR-Preis.

Wer darf mitmachen? Grundsätzlich jeder, der etwas zu berichten hat. Die Rubrik hat immer wieder prominente Bewohner. Aber das sind Ausnahmen. Oft spreche ich Menschen auf der Strasse an, die auf ein interessantes Umfeld schliessen lassen. Ich bitte Freunde, die Augen offen zu halten, mir ihre "Schätze" zu melden. Und: ich bin dankbar für Vorschläge und Ideen, die von Aussen an mich herangetragen werden.
Wer eine gute Lebensgeschichte zu erzählen hat, dessen Leben in seinem Daheim abzulesen ist. 
Einfach melden. Ich freue mich.