Sechs Suchende

Drei Frauen, drei Männer. Sechs Lebensgeschichten, die unterschiedlicher nicht sein könnten und die doch etwas verbindet: der Wunsch, zu lieben und geliebt zu werden. Sie machen sich auf, jeder auf seine Art, sie suchen, wie Millionen andere Singles auch, mit Inseraten off- und online, in Single-Chatrooms, in Clubs und auf Single-Spaziergängen – nie gab es mehr Möglichkeiten.

Lisa ist 41, alleinerziehende Mutter, Galeristin, Reisende. Die Singles-Börsen im Internet kennt sie fast alle. Sie ist butterfly und CH8HH6V5. Unter anderem.

Johann, 32, kam vor vier Jahren aus Göttingen nach Zürich, um seine Dissertation zu beenden. Eingebettet in eine Freundeswelt aus Pärchen, scheint er als Einziger plötzlich allein geblieben.

Sepp ist 52. Er lebte in Bulgarien, suchte in der Ukraine. Er verkaufte Brathühner und hoffte, an seinem Anhänger die Frau fürs Leben zu treffen.

Judit, 54, sucht im oberen Männersegment. Partnervermittlungsagenturen und Inserate in der NZZ sollen die Ärztin in starke Arme führen.

Paolo ist 29 und Mikrobiologe. Sein Comingout hatte er mit 22 Jahren. Er lebt nicht nur digital auf der Überholspur – doch in Clubs übersieht man ihn.

Romy, 69, inseriert in Zeitungen. Es melden sich Heiratsschwindler und Männer, die nur das eine wollen. Und die will sie nicht.

Nie war es leichter, den passenden Partner zu finden, sagen Experten. Technisch gesehen mag das stimmen. Praktisch gesehen ist der Umgang des Menschen mit der Liebe kompliziert wie zu allen Zeiten – vielleicht, weil jeder etwas anderes von ihr erwartet, vielleicht, weil jeder etwas anderes unter ihr versteht. Und so ist der Wunsch, für jemanden zur Welt zu werden, oft schmerzvoll, der Weg zum auserwählten Herz nicht selten voller Wirrungen. Doch jeder Gang durch die tiefschwarze Nacht lohnt, wenn der Tag einen mit den Worten «Ich ­liebe dich» begrüsst.